demode

Eine begleitende Therapie für Menschen mit Demenz.

demode zeitigt drei Ziele:

Entschleunigung der Krankheit durch gezielte Förderung und Erhaltung noch verbliebener kognitiver Ressourcen.

Einbettung der Menschen mit Demenz in ein therapeutisches Setting, welches krankheitsbedingt blinde oder fehlgeleitete Affekte lindernd auffängt, Ängste nimmt und auch während der Demenz ein grösstmögliches Mass an Lebensqualität bereitstellt.

Die Therapie hat sich in ihren Inhalten den verschiedenen Verlaufsstadien der Demenzerkrankungen von deren Beginn bis zum Ende anzupassen.

Menschen mit Demenz in den unterschiedlichen Stadien ihrer Erkrankung haben unterschiedliche Ressourcen, unterschiedliche Selbstkompetenzen und unterschiedliche Interessen. Sie haben somit unterschiedliche therapeutische Bedürfnisse, denen sich die Therapie anzunehmen hat, will sie die oben formulierten Ziele erreichen. Sinnvolle therapeutische Arbeit in diesem Sinne ist möglichst flexibel und individuell zu halten.

Die begleitende Therapie für Menschen mit Demenz ist eine Gruppentherapie. Die Umsetzung der Gruppentherapie folgt zwei allgemeinen Prämissen:

Menschen sind soziale Wesen

Menschen sind tagaktive Wesen (Ausnahmen bestätigen die Regel)

Um die Bedingungen der grösstmöglichen Flexibilität erfüllen zu können, wird Therapie in bestimmte Elemente unterteilt, die darauf abgestimmt sind, unterschiedlichen Menschen in unterschiedlichen Stadien der Demenz den bestmöglichen therapeutischen Input zum bestmöglichen Zeitpunkt zu geben. Therapie wird daher modularisiert. Innerhalb der therapeutischen Matrix erfolgt die Modularisierung vertikal und horizontal.

Alle drei formulierten Ziele implizieren, dass man in der Therapie keine Menschen in unterschiedlichen Stadien der Demenzerkrankung miteinander in den Gruppen vermischen sollte. Die Gruppen sind vertikal zu modularisieren, indem man sie nach dem aktuellen Verlaufszustand der Erkrankung der Gruppenmitglieder zusammen stellt. Die vertikale Modularisierung erfolgt in drei Gruppen: Leichte, mittlere und schwere Demenz. Dies macht die Therapie in einem ersten Schritt passgenauer, da eine Unter- bzw. Überforderung einzelner Gruppenmitglieder vermieden wird, was das Frustrationspotential erheblich minimiert und somit in den Gruppen der Menschen mit leichter und mittlerer Demenz Gruppengrössen von 12-15 Personen erlaubt. Die Gruppen kennzeichnen Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Gemeinsam ist allen Gruppen, dass sie:

- von mindestens zwei Mitarbeitern betreut werden, was gewährleistet, dass die Gruppe weiter arbeiten kann, auch wenn ein Mitarbeiter Gruppenmitglieder zur Toilette begleitet.

- verlässlich sind. Alle drei Gruppen finden an 365 Tagen im Jahr statt. Demenz kennt keine Wochenenden und Feiertage. Abgesehen von den therapeutischen Inhalten bleibt der Grundrhythmus des Tagesablaufes immer derselbe. Jeder Tag ist gleich.

Jede der innerhalb der vertikalen Modularisierung erstellten Gruppen hat unterschiedliche therapeutische Bedürfnisse, die sich in unterschiedlichen therapeutischen Angeboten – den therapeutischen Modulen – widerspiegeln. Die Bandbreite der therapeutischen Module ist aufgrund der differenzierten Anforderungen in den Gruppen verhältnismässig gross und reicht von der Förderung der kognitiven Ressourcen bis hin zu den basal stimulierenden Massnahmen des WellCare. Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass in der Gruppe der Menschen mit leichter Demenz (Gruppe 1) die differenzierte Förderung, Aktivierung und Erhaltung kognitiver Ressourcen (Bsp.: Gedächtnistraining, Themenbezogene Gesprächs-kreise) und die Stärkung der Alltagskompetenz (Bsp.: Koch- und Backen, Presse- und Literaturgruppe) stark im Vordergrund stehen, während in der Gruppe mit schwerer Demenz (Gruppe 3), fast ausschliesslich mit den sensorischen oder emotionalen Modulen der Deprivationsprophylaxe (Bsp.: Aromatherapie, Massagen, Basale Stimulation, Wohlfühlbäder, Musik, Fühlen, Vorlesen) gearbeitet wird, da die Gruppenmitglieder nicht mehr durch kognitive Konzepte zu erreichen sind, aber unvermindert positiv auf die Stimulation einfacher Reize ansprechen (Berührungen, Wärme, Töne, Gerüche und Farben). Gruppe 2, die Menschen mit mittlerer Demenz, befindet sich in einer Übergangsphase, die kognitiven Inhalte werden einfacher und an die krankheitsbedingt verminderten Ressourcen angeglichen. Die Module haben hier eine mehr „spielerische“ Natur, sie richten sich an das grösstenteils noch erhaltene Langzeitgedächtnis und sind stärker abgestimmt auf noch erinnerte Kindheitserlebnisse (Bsp.: Kinderlieder, Märchenliteratur, Geselligkeit, Spiele, „Damals und Heute“). Gleichzeitig werden schon Module des WellCare eingeschlichen, die den vermehrt leer laufenden Affekten die Spitze nehmen sollen und so schonend für Entspannung und Beruhigung sorgen.

Gruppe 1 arbeitet an sieben Tagen in der Woche mit sechs verschiedenen Programmschwerpunkten. Die Module innerhalb dieser Schwerpunkte werden wöchentlich, monatlich und jahreszeitlich variiert, die Bewohner werden „gefordert“. Eine immer gleiche therapeutische Struktur wird in einem festen Rhythmus mit unterschiedlichen Inhalten “bespielt”. Jeder Tag ist anders.

Gruppe 2 kennt keine festen alternierenden Programmschwerpunkte. Die “spielerischen” Module dienen hier nicht zuletzt der Schaffung eines gemeinschaftlichen Gruppenerlebnisses. Dieses zeitigt einen erwünschten co-therapeutischen Effekt, die Gruppenmitglieder vermitteln und empfangen untereinander auf sehr emotional-basaler und damit eingehend verständlicher Kommunikationsbasis Signale der gegenseitigen Vertrautheit. Die Gruppe an sich stiftet Sicherheit und Geborgenheit. Um diese positiven gruppendynamischen Prozesse anzustossen, wird gemeinschaftlich gesungen, musiziert und getanzt. Erinnerungen werden ausgetauscht und besprochen, sowie einfache Brettspiele angeboten. Die Auswahl und der Einsatz der einzelnen Module obliegt der leitenden Therapeutin, unterstützt wird diese bereits durch WellCare-Module der medizinischen Bademeisterin.

Gruppe 3 ist im eigentlichen Sinne der sozialwissenschaftlichen Begriffsdefinition keine Gruppe mehr, da deren „Mitglieder“ infolge der fortgeschrittenen Demenz ihre Ich-, Sach- und Sozialkompetenz zum ganz überwiegenden Teil bereits verloren haben. Das Hauptaugenmerk liegt hier auf der Schaffung eines emotionalen Gleichgewichtes durch das Setzen grundlegender Reize. Diese sind: Massagen, Bäder, Düfte, Töne, Musik, Lagerung, Licht und Farbe. Wenn auch die positive Wirkung dieser therapeutischen Interventionen auf dem Boden affektiver Empfänglichkeit (Muskeltonus, Puls, Atemfrequenz) objektiv nachgewiesen werden kann, so bleiben sie in erster Linie doch, was sie sind: Brücken in die Nacht, die vom Sender aus sagen sollen: Du bist nicht allein.

Alle Gruppen: Nach dem jeweiligen körperlichen Vermögen der Gruppenmitglieder werden täglich differenzierte Bewegungsspiele/Gymnastik, Spaziergänge und Gehtraining angeboten.

Alle therapeutischen Module, auch die der Gymnastik, sind als Verfahrensanweisungen (demodule) schriftlich definiert und in einem Katalog hinterlegt. Die Module werden im therapeutischen Team laufend hinsichtlich ihrer Praxistauglichkeit überprüft, verändert, erweitert oder verworfen.

Die Gruppen sind in allen Richtungen durchgängig. Im Normalfall durchlaufen die Bewohner die Gruppen von 1 nach 3. Dies geschieht je nach individueller Ausprägung der Demenzerkrankung schneller oder langsamer. Die Gruppen werden von den Therapeutinnen eingeteilt. In der alltäglichen Arbeit ist zu überprüfen, ob die Einteilung als auch die Zusammensetzung der Gruppen passt. Über- oder Unterforderung einzelner Gruppenmitglieder verursachen Stress oder begünstigen das Fortschreiten der Demenz und haben immer einen ungünstigen Einfluss auf das Arbeiten der ganzen Gruppe.

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