It’s the test, stupid!

Auf dieser Seite sind nun schon seit ein paar Monaten keine Beiträge mehr erschienen. Und natürlich hat das seinen Grund auch darin, dass die Pandemie immer noch das bestimmende Thema in der gesellschaftlichen Diskussion ist, welche in den letzten Wochen zu einer immer unerträglicheren Kakophonie angeschwollen ist, da ein jeder Experte – oder wer sich dafür hält – sich aufgerufen fühlte, seinen Senf dazu beizutragen, was dem Schwachsinn mal wieder und wie üblich Bahn brach. Was hätte man also tun sollen? Da mal ein bisschen dazwischen quaken? Wozu? Wenn doch keiner, wirklich keiner wissen konnte, welchen weiteren Verlauf diese Pandemie nehmen wird. Denn schon relativ schnell nachdem unsere Bewohner im Februar die zweite Impfdosis erhalten hatten und danach auch die impfwilligen Mitarbeiter war klar, dass die verfügbaren Impfstoffe leider nicht die erwarteten Gamechanger sein werden. Hierbei handelte es sich mitnichten um Geheimwissen, das wir sozusagen exklusiv hatten, sondern es stand schon früh jedem zur Verfügung. So konnte man auch schon früh wissen, dass die Impfstoffe keine sterile Immunität erwirken. Vielmehr konnten sich auch Geimpfte infizieren und nach einer erfolgten Infektion auch wieder andere Menschen anstecken. Des Weiteren wusste man schon sehr früh, dass 10-20% der Geimpften keinerlei Antikörper ausbilden, so wie man wissen konnte, dass der (relative) Schutz wenn überhaupt nur wenige 6 – 9 Monate anhalten wird, wobei wir jetzt aus eigener Erfahrung wissen, dass er nur 2 – 4 Monate besteht. Ein solch löchriger Impfschutz ist nicht herdenimmunitätstauglich, was vor wenigen Wochen auch das RKI implizit einräumen musste. Dennoch gingen die Infektionszahlen mit dem Erscheinen der Frühlingssonne zurück. Und genau zu dieser Zeit musste man sich entscheiden, wie diese Tatsache zu deuten war. Denn bei nüchterner Betrachtung und ohne jedes Wunschdenken gab es nur zwei Möglichkeiten: Entweder der unzuverlässige Impfstoff hatte das Virus doch irgendwie besiegt oder das Virus hatte seine Aktivität wie andere vergleichbare Viren saisonbedingt heruntergefahren. Die Erfahrungen aus dem letzten Jahr sowie das mangelhafte Serum sprachen für die letztere Deutungsmöglichkeit. Wenn man aber zu dem Schluss kommen muss, dass das Virus sich saisonbedingt zurückgezogen hat, dann bedeutet dies im Umkehrschluss natürlich auch, dass es im Herbst zurückkommen kann. Eine Erkenntnis, die alles andere als ein Geniestreich war. Man sollte also besser vorbereitet sein, auch auf die Gefahr hin, dass man sich irrt. Und wenn schon auf die Impfung keine Verlass war, wollten wir unsere winterlichen Anti-Corona-Massnahmen neben den üblichen Hygieneregeln in allererster Linie auf die Antigentests (POC) stützen. Wir verwenden diese Tests seit Oktober 2020, sie haben sich alles in allem als recht zuverlässig erwiesen. Und in dem Masse, wie die Testvorschriften für Pflegeeinrichtungen durch die Landesregierungen den Sommer über aufgeweicht und zurückgenommen wurden, intensivierten wir unsere Tests. Wir testeten jeden Besucher, auch im Hochsommer und auch wenn sie mit ihren Impfpässen wedelten, womit wir uns nicht unbedingt nur Freunde gemacht haben, denn nicht jeder geimpfte Besucher hatte Verständnis dafür, bei jedem Besuch dieser Tortur unterzogen zu werden. Wir testeten weiterhin auch die Mitarbeiter, egal, ob geimpft oder geboostert oder umgeimpft. Anfangs den Pflegedienst und die Therapeutische Abteilung dreimal die Woche, alle anderen Mitarbeiter wöchentlich. Die Intensität steigerten wir über die Sommermonate, sodass wir mit Eintritt des Herbstes dazu übergingen, alle Mitarbeiter ungeachtet ihres Impfstatus arbeitstäglich (Mo-So) zu testen. Das liest sich jetzt leicht, aber solch ein umfassendes Testkonzept muss erst einmal sinnvoll in den Alltag eines 24-Stunden-Betriebes implementiert werden, um wirklich zu funktionieren. Alle Tests werden deshalb durch speziell geschulte Mitarbeiter abgenommen, die zudem auf Zuruf für die Besucher-Tests bereitstehen müssen. Die Tests müssen so präzise wie möglich durchgeführt werden, auch in Stress-Situationen, zuerst durch den Mund und dann via Nase tief in den Rachenraum. Das übten wir über die Sommermonate immer und immer wieder, hunderte, tausende Tests, bis deren Handhabung und die dafür notwendigen betrieblichen Abläufe in Fleisch und Blut übergegangen waren. Interessanterweise war es ausgerechnet ein Angehöriger, der uns im August darauf hinwies, dass die Abstriche jetzt etwas lax genommen würden. Das stimmte und ich muss gestehen, dass es mir im Hochsommer ganz recht war, das Stäbchen nicht immer – gefühlt – bis in das Kleinhirn geschoben zu bekommen. Mittlerweile haben wir diese Praxis aber korrigiert, die Tests sind wieder scharf geschaltet. Begleitend zu den Tests bestand das ganze Jahr über Maskenpflicht für alle Mitarbeiter, für die Mitarbeiter im Pflegedienst und in der Therapeutischen Abteilung bis auf einige wenige Wochen im Sommer FFP-2 Pflicht, die Anfang Oktober wieder auf alle Mitarbeiter ausgeweitet wurde. Um die Mehrbelastung des Pflegedienstes durch die Tests und deren Dokumentation aufzufangen, aber auch um zu erwartende Ausfälle im Herbst und Winter durch Corona-Infektionen oder Quarantäneverfügungen ausgleichen zu können, wurde die Personalstärke des Pflegedienstes deutlich aufgestockt. Im Rückblick können wir jetzt sagen, wir haben uns nicht geirrt. Hätten wir uns nur geirrt! Aber leider waren all diese Massnahmen notwendig und haben sich bis auf den heutigen Tag bewährt. Mittlerweile (Stand 17.12.2021) haben wir bei insgesamt 11 positiven Antigentests 9 dann PCR-bestätigte Corona-Infizierte unter Mitarbeitern und Besuchern herausgefischt. Von diesen 9 bestätigten Fällen waren 7 vollständig geimpft, wobei die letzte Impfung bei zwei positiven Befunden erst vier Monate, bei einem weiteren Befund sogar nur 2,5 Monate alt war. 3 dieser positiven Befunde betrafen Mitarbeiterinnen des Pflegedienstes, 2 davon waren vollständig geimpft, darunter eine mit einer 4 Monate alten zweiten Impfung sowie die Mitarbeiterin, deren letzte Impfung erst 2,5 Monate alt war. In Zeiten, in welchen die Informationen mal wieder kunterbunt durcheinander gehen – um es mal ein wenig defensiv zu formulieren – lieferte unsere kleine unfreiwillige Feldforschung ziemlich eindeutige, wenn auch gewiss nicht repräsentative Ergebnisse, die unsere Befürchtungen aus dem Frühjahr aber vollauf bestätigten: Der Impfstoff bietet – wenn überhaupt – nur einen kurzzeitigen Schutz vor einer Corona-Infektion, worin sich auch seine Herdenimmunitätsuntauglichkeit begründet, denn um so etwas wie Herdenimmunität mit diesem Impfstoff herzustellen, müsste der überwiegende Teil der Bevölkerung mit einem möglichst passgenauem Impfstoff in extrem kurzer Zeit geimpft werden, damit das aktuell in dieser Bevölkerung grassierende Virus „ausgemerzt“ ist, bevor der Impfschutz nach ein paar Wochen wieder zerbröselt. Das mag in kleineren Ländern wie Israel aufgrund der weitaus kleineren Bevölkerungszahl technisch durchführbar sein, ist aber in grösseren Ländern wie Deutschland mit einer Bevölkerung von über 82 Millionen extrem schwierig bis unmöglich, was letztendlich aber auch wieder egal ist, denn selbst ein so erzeugter „Express-Impfschutz“ funktioniert nur solange, bis der Impfschutz neuerlich nachlässt und es zu Neuinfektionen durch das wieder eingeschleppte Virus oder neuere Virusmutationen kommt. Warum das menschliche Immunsystem sich „weigert“, einen dauerhaften oder längerfristigen Schutz gegenüber dem Virus aufzubauen, darüber kann zu diesem Zeitpunkt nur gemutmasst werden. Vielleicht jedoch lohnt sich der damit verbundene Aufwand für das Immunsystem nicht, da es aufgrund „seiner Erfahrung“ damit „rechnen muss“, schon in ein paar Monaten mit einer neuen Virusvariante konfrontiert zu werden, gegen die die alte spezifische Immunantwort nicht mehr wirkt, weshalb es auch „ökonomisch unsinnig“ wäre, an ihr festzuhalten. Neuere Studien, wonach die sogenannten „Boosterimpfungen“, deren Serum noch auf die erste Corona-Variante spezifiziert war, gegen die neue Corona-Variante „Omikron“ nicht oder nur eingeschränkt wirken, deuten genau darauf hin. Wenn dem so wäre – und hierfür gibt es nach zig Milliarden Impfungen mehr als nur ein paar Indizien – gliche der Versuch, dem Coronavirus mittels dieser Impfstoffe Herr zu werden, dem berühmten Rennen zwischen Hase und Igel. Auch der von manchen ersehnte sogenannte Totimpfstoff würde hieran nichts ändern können, da schon der „Lebendimpfstoff“ durch Infektion keinen dauerhaften Immunschutz evozieren konnte. Im Lichte dieser Erfahrungen leuchtet nicht unbedingt ein, warum die Politik die zur Verfügung stehenden Impfstoffe immer noch zu Wunderwaffen aufbläst, die allein die Pandemie beenden könnten, und damit nicht nur falsche Hoffnungen weiter am Leben hält, sondern auch eine gesellschaftliche Spaltung zwischen Geimpften und Ungeimpften immer mehr vertieft, wenn doch die Impfstoffe lediglich so etwas wie ein weiteres unvollkommenes Mittel im Kampf gegen das Virus sein können, welches das sonstige Arsenal bestehend aus Hygienemassnahmen, Schutzmasken, Kontaktvermeidung etc. nur ergänzt und vielleicht irgendwann einmal als saisonal verabreichtes Serum für die Risikogruppen – ähnlich der Grippeimpfung – einen gewissen Schutz bieten kann, wenn sich das Virus allein schon aus „Eigennutz“ abgeschwächt hat und endemisch geworden ist. Bis es soweit ist, muss weiterhin das komplette Arsenal im Kampf gegen das Virus eingesetzt werden, wobei die Wahl der Mittel nach Einsatzort und Einsatzzweck zu differenzieren ist. So wie die Impfung kein Allheilmittel ist, hilft auch nicht alles überall. Kontaktvermeidung ist wohl die effizienteste Massnahme gegen die Weiterverbreitung des Virus, diese lässt sich aber in einer Pflegeeinrichtung unmöglich umsetzen. Hier stehen vielmehr Hygiene, FFP-2 als auch der Antigentest (POC) im Fokus der Infektionsvermeidung. Vor allem der Antigentest ist, wenn er korrekt und arbeitstäglich vorgenommen wird, durch nichts – auch nicht durch einen PCR-Test und schon gar nicht durch eine Impfung! – zu ersetzen. Er bietet keine vollumfängliche, aber eine bestmögliche Sicherheit, da er das mögliche Infektionsgeschehen in der Einrichtung Tag für Tag rastert, sollte also einmal eine infizierte Mitarbeiterin beim Test „durchrutschen“, kann sie am darauffolgenden Arbeitstag positiv getestet werden, ohne dass sie bis dahin all zu viel Schaden hätte anrichten können.

Ein aktuell und arbeitstäglich getesteter ungeimpfter Mitarbeiter auf Station ist deshalb immer einem doppelt- oder dreifachgeimpften Mitarbeiter, der nicht arbeitstäglich getestet wird, aus Sicherheitsgründen vorzuziehen.

In diesem Zusammenhang ist es fast schon tragisch, dass der ehemalige Bundesgesundheitsminister, der während der Pandemie keine sehr glückliche Figur abgab, von seinen Länderkollegen zurückgepfiffen wurde, als er endlich mal eine richtige Entscheidung traf, nämlich die Anordnung, dass auch geimpfte Mitarbeiter neben den ungeimpften arbeitstäglich zu testen sind. Diese sehr begrüssenswerte und einzig richtige Weisung wandelte er nach Protesten aller 16 Landesgesundheitsminister, die somit in dieser Frage eine sehr grosse Koalition aller Länderregierungsparteien, also SPD, CDU, CSU, FDP, Grüne, Linke und Freie Wähler (Bayern), darstellten, in eine zweimal wöchentliche Testpflicht um, die zur Folge hat, dass Corona-Infektionen unter den geimpften Mitarbeitern von Pflegeeinrichtungen 3-4 Tage unentdeckt bleiben können. Warum musste Spahn diese Weisung zurücknehmen? Nun, wer die Branche kennt, darf vermuten, dass die Trägerverbände der Pflege ihren Einfluss bei den Landesregierungen geltend gemacht haben, um die strengeren Testvorgaben Spahns aufzuweichen, denn arbeitstägliche Tests von allen Mitarbeitern sind sehr personalintensiv und Personal kostet nunmal Geld. Da ist es ressourcenschonender und bequemer, sich auf diesem Wege das Plazet zu der Impfpflicht in der Pflege abkaufen zu lassen und die umgeimpften Kollegen ansonsten hinzuhängen. Und so kam denn, was kommen musste, im Verein mit weiteren idiotischen Vorgaben wie zum Beispiel der des baden-württembergischen Sozialministeriums, wonach vollständig geimpfte und ungetestete Pflegekräfte die Maske abnehmen dürfen, wenn sie vollständig geimpfte Bewohner pflegen, sie sich als also im direkten Körperkontakt zu ihnen befinden – eine unfassbar idiotische Empfehlung, die durchaus auch als eine Art Anleitung zur Infektion verstanden werden kann, und die noch bis Anfang November Gültigkeit hatte – sorgten auch diese laxen Testvorgaben, die bis heute Gültigkeit haben, dafür, dass das Virus wieder seinen Weg in die Pflegeeinrichtungen fand. Laut Auskunft des baden-württembergischen Sozialministeriums (Stand 17.12.) kam es seit der Kalenderwoche 40 zu insgesamt 125 Ausbrüchen in den Pflegeeinrichtungen des Landes, betroffen waren 1.585 Fälle, darunter 94 Todesfälle. Circa 35% der hospitalisierten und ca. 40% der Todesfälle waren vollständig geimpft. Es sind also auch wieder Pflegeheimbewohner, welche die Intensivstationen von „The Länd“ unter Druck setzen, deren Grad der Auslastung unser aller Leben stark beeinträchtigen kann.

Wie sagte doch der frischgebackene Bundesgesundheitsminister anlässlich des Beschlusses der Impfpflicht für die Pflege:

„Am Ende des zweiten Jahres der Pandemie ist es in keiner Weise akzeptabel, dass in Einrichtungen, wo Menschen leben, die ihren Schutz uns anvertraut haben, dass dort noch unnötigerweise Menschen sterben, weil Ungeimpfte dort gearbeitet haben. Das können wir nicht hinnehmen.“

Menschen, die „unnötigerweise“ sterben, weil sie „uns“ ihren Schutz anvertraut haben.

Wer solche Politiker hat, braucht eigentlich kein Corona mehr.

Der Autor dieser Zeilen ist dreifach geimpft, auch wenn die Impfstoffe Murks sind. Aber sie sind nach Lage der Dinge nunmal der einzige Murks, den wir haben. Der Pflegedienst des Haus Tanneck ist derzeit zu ca. 90% geimpft. „Derzeit“, weil sich noch nicht alle Geimpften zur dritten Impfung durchringen konnten. Diese Entscheidung habe ich zu respektieren. Es gibt keine Impfpflicht im Haus Tanneck. Diese muss es auch nicht geben, solange es Mittel und Wege gibt, unsere Bewohner effektiver zu schützen.

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