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Laut einer aktuellen  Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft Köln wird die Zahl der Pflegebedürftigen bis 2030 stärker ansteigen als gedacht. Waren 2013 insgesamt 2.6 Millionen pflegebedürftig, erwartet das IW für 2030 einen Anstieg um 828.000 pflegebedürftige Menschen auf insgesamt über 3,4 Millionen. Nach dieser Studie setze die Politik bisher vor allem auf die ambulante Pflege, um dieser Herausforderung zu begegnen, realistisch sei das aber nicht, denn bisher fehlten die empirischen Belege, dass die ambulante und nachbarschaftliche Pflege überproportional stark nachgefragt werde. Dies habe naheliegende gesellschaftliche Gründe, so steige u. a. die Zahl der Single-Haushalte und der Kinderlosen stetig an, Partner und Kinder fallen demnach immer mehr als potentielle Pfleger aus, bundesweit gebe es deshalb einen Trend hin zu professioneller Pflege. Auf diesen Trend ist Deutschland aber bisher nicht vorbereitet, das IW prognostiziert deshalb für 2030 einen zusätzlichen  Pflegeplatzbedarf von 220.000 Betten für den Bund. Allein Baden-Würrtemberg beispielsweise benötigt bis 2020 12.900 zusätzliche Betten, bis 2030 sogar derer 29.000. Die Pressemitteilung schliesst: „Die Politik muss der Realität ins Auge sehen und schnell reagieren“ (…) “Denn der notwendige Ausbau der Infrastruktur braucht Zeit.“

Dumm nur, dass Politik bereits agiert hat, so zieht die derzeitige rot-grüne Landesregierung ein Projekt der schwarz-gelben Vorgängerregierung, die sogenannte Landesheimbauverordnung, welche Doppelzimmer, Einzelzimmer unter 14 qm und Einzelzimmer mit einer geringeren Raumbreite von 3,20 m etc. bis 2019 verbietet, ziemlich gnadenlos durch. Nur ausnahmsweise soll bestimmten Zimmertypen eine befristete Verlängerung der Genehmigung von bis zu 15 Jahren eingeräumt werden. Nach Einschätzung von Experten werden so allein durch das Doppelzimmerverbot Ressourcen von 18.000 Pflegebetten vernichtet, rechnet man die zu kleinen Einzelzimmer hinzu, die Einzelzimmer mit zu geringer Raumbreite, die Einzelzimmer, die irgendwie keinen gesetzlich verordneten “Wohngruppencharakter” haben, die Einzelzimmer in zu grossen Pflegeheimen, die Betten abbauen müssen, die Einzelzimmer in zu kleinen Pflegeheimen, die nach dem Doppelzimmerverbot nicht mehr wirtschaftlich arbeiten können und deshalb werden schliessen müssen, droht Baden-Württemberg bis 2019 und darüber hinaus der Verlust von insgesamt 25.000 Pflegebetten. Ein Verlust, der bis 2030 nicht nur kompensiert, sondern auch zeitgleich noch einmal um besagte 29.000 Pflegebetten ergänzt werden muss. Das macht dann insgesamt 54.000 zu bauende Pflegeplätze bis 2013. Und Pflegeplätze kosten Geld. Und bezahlt wird dieses Geld nicht nur von den Pflegebedürftigen und deren Angehörigen sondern auch von den Beitragszahlern der Pflegekassen als auch und natürlich vom Steuerzahler. Und da drängt sich mittlerweile der Eindruck auf, dass Politik immer noch nicht verstanden hat oder verstehen will, welche einzigartigen und noch nie dagewesenen Herausforderungen der Demographiewandel mitsichbringt. Herausforderungen, die allerdings zwei Bevölkerungsgruppen betrifft, diejenigen, die nicht nur gefühlt immer mehr werden und welche in den nächsten Jahren in die Pflege kommen und dann die, welche immer weniger sind und die, die Pflege der immer mehr Werdenden dennoch zu bezahlen hat. Und dass es deshalb mehr als unzumutbar ist, die Wenigen für eine gleiche Anzahl von Pflegebetten doppelt bezahlen zu lassen.

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