Früher waren sie ein alltägliches Bild in den ländlichen Gemeinden, Diakonissen, die in ihrer Tracht, weisser Haube, graues Kleid, sowie mit einem zumeist freudlosen Gesicht ihrem Dienst am Nächsten nachgingen. Diakonissen spielen in der heutigen Häuslichen Krankenpflege so gut wie keine Rolle mehr. Ihre Aufgabe haben Ambulante Pflegedienste oder auch so genannte Diakoniestationen übernommen, die sich beide durch die Leistungen der Pflegeversicherung finanzieren und deren pflegerischen Dienstleistungen natürlich nicht von Nonnen oder Mönchen erbracht werden sondern von Pflegefachkräften und Pflegehelferinnen, die freilich nicht mehr für Gottes Lohn allein arbeiten sondern – wer wollte ihnen das verdenken – für klingende Münze. Und weil nun einmal klingende Münze nicht auf dem Wege zum Patienten sondern allein beim Patienten vor Ort erwirtschaftet werden kann, ist jede Diakoniestation oder jeder Ambulante Pflegedienst mehr als nur erpicht darauf, dass die lieben Pflegenden möglichst wenig Zeit auf den Wegen verplempern und möglichst viel Zeit beim Patienten verbringen. Und genau das ist der Grund, warum die lieben Pflegenden von heute nicht mehr zu Fuss gehen, oder das Pferd oder den Omnibus nehmen, um zu ihren Patienten zu gelangen sondern eben das Auto. Und da sollte man dann meinen, dass dieses moderne Fortbewegungsmittel, das Automobil, auf den Tag genau 127 Jahre nachdem Carl Benz seinen Motorwagen zum Patent angemeldet hat, mittlerweile so weit ausgereift ist, dass man diesen Text eigentlich gar nicht zu schreiben und noch viel weniger zu lesen braucht. Das Gegenteil ist aber leider der Fall, denn die zeitgenössischen Autos sind offenbar weit entfernt davon, ausgereift zu sein – schlimmer noch, sie werden in der letzten Zeit immer liedriger. Sicher, die Autos sind in den letzten Jahren auch immer komfortabler geworden, bieten immer komplexere Funktionen, da surren Elektromotörchen und wird beim Einlegen des Rückwärtsgangs das Radio leise geschaltet, blinken bunte Lichter, piepsen irgendwelche Summer, wenn man das Anschnallen vergisst oder beim Einparken einem Hindernis zu nahe kommt. Das Auto von heute „denkt“ mit, obwohl man es eigentlich gar nicht zu diesem Zweck erworben hat sondern vielmehr dafür, dass es seinen Fahrer möglichst schnell und zuverlässig von A nach B bringt – und genau das gelingt dem heutigen Automobil nur noch zeitweise. Denn das sind die Erfahrungen eines kleinen Ambulanten Pflegedienstes, der Landpflege, deren Autos jeden Tag ausrücken müssen, im Jahr durchschnittlich jeweils ca. 20.000 km fahren und das beileibe nicht nur auf Kurzstrecken, da die Landpflege, wie der Name schon sagt, ein ländlicher Pflegedienst ist, der auch Gemeinden pflegerisch mitversorgt, die eine Bevölkerungsdichte von lediglich 78 Einwohner auf den Quadratkilometer aufweisen, was es natürlich erforderlich macht, auch längere Strecken zu fahren, die ausreichen sollten, die Motoren der Autos zuverlässig zu erwärmen.
Denn das wird ja immer behauptet von Seiten der Industrie, dass nicht die Autos falsch konstruiert seien, wenn sie zuverlässig nach spätestens zwei Jahren immer reparaturanfälliger werden, immer öfter kaputtgehen, sondern dass man die Autos falsch bewege, dass die vielen Kurzstrecken und die vielen Kaltstarts die Motoren zuverlässig ruinieren würden. Aber in diesem Zusammenhang können wir die Industrie beruhigen, denn es sind nicht wir, die die Motoren ruinieren, es ist die Elektronik, die immer öfter dafür verantwortlich ist, dass an und für sich gesunde Motoren zunehmend ihren Dienst versagen. Ein markenübergreifendes Phänomen, das sowohl bei so genannten Premiummarken wie Mini zu finden ist, aber auch bei preisgünstigeren Kleinwagen wie Volkswagen und Fiat – spätestens nach zwei Jahren, also nach Ablauf der Gewährleistung, bemächtigt sich eine fremde Macht unserer Autos, gehen beispielsweise die Motoren mitten in der Fahrt aus, surren die Fenster wie von Geisterhand bedient herunter, fällt die Motorleistung auf einmal rapide ab oder läuft die Motorlüftung bei -10 Grad Aussentemperatur auch bei gezogenem Zündschlüssel so lange weiter, bis die Batterie endlich erschöpft ist.
Und wie immer und immer öfter bringen wir dann die Autos in die Werkstatt, wo mittels einer speziellen Software der Fehlerspeicher ausgelesen und nach erfolgter Diagnose das schadhafte Elektronikteil ausgetauscht wird, wozu es manchmal aber auch notwenig ist, das halbe Auto auseinanderzunehmen, was leider nicht immer ganz so billig ist.
Und dann fragt man sich, wo das denn noch alles enden soll.
Und was wohl Carl Benz dazu gesagt hätte..?