Schöner Lesen

Vor einiger Zeit bin ich von einem Verlag angeschrieben worden, ob ich mir vorstellen könnte eine Auswahl der reformpflege-Texte in einem Buch zu veröffentlichen. Das, so fand ich, ist in Zeiten der Urheberrechtsdebatte eine seltsame Idee, einfach einmal den umgekehrten Weg zu gehen, und frei zugängliche Internet-Texte als kostenpflichtige Druckversion zu publizieren. Und weil ich grundsätzlich und immer seltsamen Ideen gegenüber aufgeschlossen bin, schrieb ich zurück, dass ich dies für eine sehr interessante Idee hielte, mich aber dennoch fragen würde, wer denn dieses Buch lesen solle, worauf mir geantwortet wurde, dass nicht ein jeder Blogs lese, was zumindest für die Pflege ganz sicher zutreffend ist, da es ganz sicher keine analogere Branche auf dieser Welt gibt als eben die Pflege, und ich natürlich nicht einfach nur das Blog als Buch zur Veröffentlichung freigeben solle, sondern nur eine Auswahl der „besten“ Texte, die zudem vorher von dem Autor, also mir, in systematischen Zusammenhang gebracht und gebenenfalls mit einem Kommentar oder einer Einleitung versehen sein sollten. Also machte ich mich daran, die Texte der reformpflege, von denen ich die meisten seit ihrer Veröffentlichung nicht mehr gelesen hatte, in einen systematischen Zusammenhang zu bringen, wobei ich doch einigermassen erstaunt feststellte, dass die reformpflege seit ihrem ersten Text vom Mai 2010 eigentlich nur drei thematische Schwerpunkte verfolgt, die, sobald sie endlich in einen thematischen Zusammenhang gebracht werden, wesentlich aufschlussreicher und eingängiger zu lesen sind als auf dem Blog, da sie dort blogbedingt chronologisch über die Jahre erschienen und somit thematisch zerrissen sind.

Die drei thematischen Schwerpunkte, die ich identifiziert habe, und die in dieser Reihenfolge auch im Buch erscheinen werden sind: (1) Pflege und Gesellschaft, (2) Reformpflege und natürlich (3) Von der Transparenz. Und während ich die Texte also systematisierte und die einzelnen Abschnitte mit einer Einleitung und das Buch mit einem Vorwort versah, fiel mir auf, dass der zweite Abschnitt, Reformpflege, jetzt im systematischen Zusammenhang, eine ziemlich erschöpfende Zusammenfassung dessen gibt, was wir im Haus Tanneck eigentlich jeden Tag veranstalten, wie unsere spezielle therapeutische Arbeit mit Menschen mit Demenz, demode, funktioniert, und dass es zur vollkommenen Erschöpfung dieses Abschnittes eigentlich nur noch eines bedarf und das ist eine Erläuterung unserer therapeutischen Verfahrensanweisungen, der demodule, wonach wir zufälligerweise schon öfters gefragt wurden, es bisher aber nicht zufälligerweise unterliessen, diese auch zu veröffentlichen.

Wer also wissen will, warum das Haus Tanneck eigentlich keine Pflegeeinrichtung ist sondern ein Club, ein Club Robinson oder Club Med für Menschen mit Demenz, der nicht an den Ufern des Mittelmeers sondern eben im Nordschwarzwald gelegen ist, dessen Gäste nicht nach zwei Wochen der sinnlosen Bespassung wieder nach Hause reisen, sondern länger bei uns verweilen, weshalb wir Tag für Tag, an 365 Tagen im Jahr, für diese unsere Gäste unterschiedliche Lebenswelten konstruieren, da diese Lebenswelten dem jeweiligen Grad der Demenz unserer Gäste sinnvoll angepasst sein müssen, um ihnen auch in der Demenz eine grösstmögliche Lebensqualität zu garantieren, und wie dieser lebensweltliche Alltag in den jeweiligen Gruppen konkret aussehen sollte, und welche demodule wir verwenden, und wie so ein demodul aufgebaut ist – die oder der kann das jetzt alles nachlesen.

„Reformpflege. Neue Wege in der Pflege“ erscheint zunächst hier und soll in einigen Tagen überall dort erhältlich sein, wo Bücher nun einmal erhältlich sind.

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