Einfach Reformpflege

In den letzten Texten ist die reformpflege zwar nicht vom Weg abgekommen, und schon gar nicht von dem rechten, musste sich aber verschiedenen Herausforderungen stellen, beleuchtete so die Verzwickung der Pflege in den Fängen von Kapital und Politik und kümmerte sich somit weniger um ihr eigentliches und angestammtes Thema, das nämlich – und wie ein jeder weiss – die Verbesserung der Pflege von Menschen ist, die aufgrund eingeschränkter körperlicher und/oder geistiger Autonomie auf pflegerische Hilfen angewiesen sind.

Und obwohl dieses ungemein wichtige Thema hier naturgemäss schon öfters behandelt wurde, so ist jetzt dennoch dringend Zeit für ein sehr einfaches und grundsätzliches Update der Reformpflege, die für sich in Anspruch nimmt, die Erfordernisse einer modernen Pflege von den Bedürfnissen der Menschen her zu denken, die der Pflege bedürfen, und die in immer grösserer Zahl an einer Krankheit erkranken, gegen die es noch kein Gegenmittel gibt.

Die Menschen, die an dieser Krankheit erkranken, wissen oftmals und gerade in den fortgeschrittenen Phasen der Krankheit nicht mehr, dass sie auf pflegerische Hilfen angewiesen sind, da die Krankheit, an der sie erkranken, die Demenz ist.

Und das ist auch schon die wichtigste Erkenntnis im richtigen Umgang mit Menschen mit Demenz, dass sie (ein sie, das mit der Zeit ein ich sein kann) in den unterschiedlichen Phasen der Erkrankung mehr oder weniger wissen, sich mehr oder weniger selbst helfen können, mehr oder weniger verstehen, was mit ihnen geschieht, weshalb Menschen mit Demenz in den unterschiedlichen Phasen der Krankheit unterschiedliche Bedürfnisse haben, auf die unterschiedlich eingegangen werden muss.

Pflege wird seltsamerweise oft immer noch von den bestmöglichen Wohnformen her gedacht, von den bestmöglichen Wohngemeinschaften oder den bestmöglichen Pflegeheimen. Das ist letztlich aber unerheblich, da es eigentlich nur darauf ankommt, die passenden therapeutischen Antworten zu den passenden Zeitpunkten zu geben, die zwar nicht heilen, jedoch dem verwirrten Menschen Sicherheit und Geborgenheit geben, welche neben der somatischen Bedürfniserfüllung die wichtigsten Ziele in der Pflege von Menschen mit Demenz sind.

Und  so sind wir  bei der zweiten wichtigen Erkenntnis im richtigen Umgang mit Menschen mit Demenz, dass die Bedürfniserfüllung dieser Menschen nicht bei der Bedürfniserfüllung somatischer Bedürfnisse stehen bleiben darf. Menschen, die den Beruf der Pflege ergreifen, und die dafür noch mehr gesellschaftliche Anerkennung erfahren sollten als bisher, ergreifen diesen Beruf aus einer bestimmten Motivation heraus. Diese Motivation ist nicht deckungsgleich mit der Motivation der Menschen, die einen therapeutischen Beruf ergreifen und eben keinen pflegerischen. Reine Pflege ist stark ergebnisorientiert, Therapie im Umgang mit Menschen mit Demenz muss prozessorientiert sein. Pflege kann Therapie nicht leisten, Therapie keine Pflege, Pflege braucht Therapie, Therapie braucht Pflege, Therapie und Pflege ergänzen sich.

Womit wir schon am Ende sind. So einfach kann Reformpflege sein. Und der Rest steht hier irgendwo.

2 Kommentare zu „Einfach Reformpflege“

  1. Bert sagt:

    Toll, das ist endlich mal ein gut geschriebener Beitrag, vielen Dank. Muss man sich nochmal in Ruhe durchlesen. Generell finde ich den Blog gut zu lesen und leicht zu verstehen.

  2. Oliver Zajac sagt:

    Ja, finde ich auch.

Kommentieren

Sie müssen angemeldet sein, um kommentieren zu können.