Alles Nazis – ausser Mutti! Zweiter Teil

Und so gehts grad weiter mit der Themenverfolgung vom Chef, da kann der gar nix machen, hatter neulich wieder gesagt, die Themen verfolgen ihn regelrecht, da kanner machen, wasser will, hatter gesagt, weil nämlich neulich hat ma wieder das Telefon geklingelt, aber dran war diesmal nich ne alleinerziehende Mutter oder der Plasberg oder der SWR sonnern son Typ von sonem Energieberatungsdings, und der hattem Chef verklickert, dass unser Energieversorgungsunternehmen, also die, wo uns den Strom liefern, uns gekündigt hätten. Und da hat der Chef gesacht, davon wüsste er aber nix. Doch, doch sagte der Typ vom Energieberatungsdings, glasklar gekündigt, sagte der, er hätte die Kündigung hier vor sich auffem Tisch liegen. Ja klar, sagte der Chef, sie, aber nicht ich und wer issen jetzt der Vertragspartner von dem Energieversorgungsunternehmen, wo uns den Strom liefert, sie oder ich? Na is ja auch egal, sagte dann der Typ vom Energieberatungsdings, weil er könnte uns n alternatives Angebot von nem anderen Energieversorgungsunternehmen machen, wo uns den Strom liefern will und das sei nurn klein bisschen teurer. Naja und wenn der Chef hört „nurn klein bisschen teurer“, dann klingeln bei dem natürlich sofort sämtliche Alarmglocken, weshalb der Chef den Typ vom Energieberatungsdings am andern Ende der Leitung n bisschen labern liess, ab und zu mal so „Hmm“ machte und ansonsten seine grauen Zellen malträtierte, die ihm dann auch offenbarten, dass unser Vertrag mit dem Energieversorgungsunternehmen, wo uns den Strom liefert, sich jedes Jahr verlängert, es sei denn, er würde mit drei Monaten Kündigungsfrist zum Jahresende von uns oder dem Energieversorgungsunternehmen gekündigt werden, und weil jetzt schon Mitte Oktober war, schloss der Chef wie immer messerscharf, dass den Fuzzis vom Energieversorgungsunternehmen wohl etwas zu spät aufgegangen sei, den vertraglich vereinbarten Preis womöglich nicht halten zu können, weil der Preis eben im Steigen begriffen war, woraufhin er dann rasiermesserscharf wie selten schloss, dass es für ihn wohl derzeit keinen günstigeren Stromlieferungsvertrag geben könnte wie der, den das Energieversorgungsunternehmen, wo uns den Strom liefert, verpennt hat, fristgerecht zu kündigen. Also verklickerte der Chef dem Typ vom Energieberatungsdings, dass er erstens: keine Kündigung vorliegen habe, zweitens: die Kündigungsfrist bereits verstrichen sei und er sich deshalb drittens: auf die weitere Zusammenarbeit mit unserem Energieversorgungsunternehmen freue, weil er, der Chef, is nämlich vertragstreu. Vertragstreu! Der Chef! Das muss man sich ma vorstellen! An sonen Scheiss glaubt der aber tatsächlich! Naja, jedenfalls sagte dann der Typ vom Energieberatungsdings, dass das nicht zum Spassen sei, so ne Kündigung vom Energieversorgungsunternehmen, denn die würden uns ratzfatz zum Jahresende den Strom abstellen. Da kennen die nix, sagte er. Ja, klar, sagte da der Chef, den Strom abstellen. Einfach so. Ohne Kündigung. Nem Pflegeheim! Mitten im Winter!! Na, das wolle er doch mal sehen, sagte der Chef, legte den Hörer auf und freute sich über seinen konkurrenzlos günstigen Stromlieferungsvertrag vom Energieversorgungsunternehmen, wo uns den Strom liefert.

Hach… In den folgenden Wochen wartete der Chef dann ab, ob doch noch ne Kündigung vom Energieversorgungsunternehmen in Haus flattert. Kam aber nix, weshalb er auch den Typ vom Energieberatungsdings, der noch zweimal anrief, um uns n klein bisschen teureren Stromlieferungsvertrag aufzuschwatzen, relativ entspannt abschmetterte, glaubte er sich doch im Besitz eines gültigen und ziemlich günstigen Stromlieferungsvertrages vom Energieversorgungsunternehmen, wo uns den Strom liefert. Naja, die Tage wurden allmählich kürzer, dann war irgendwann Weihnachten, später Sylvester und als der Chef am 2. Januar ins Geschäft marschiert kam, freute er sich, denn es war alles wie immer, die Lichter brannten, die Computer funktionierten und da sagte der Chef mit sonem leicht triumphalen Grinsen im Gesicht, kannste mal sehen! Kündigen! Pfffffff! Da hamse sich aber mit dem Falschen angelegt! und liess vor lauter Freude über seinen konkurrenzlos günstigen Stromlieferungsvertrag das Licht in seinem Büro auch tagsüber brennen. Das ging son paar Tage und dann kam n Briefchen und zwar als Einschreiben von der EnBW. Und das machte den Chef stutzig, weil wir sind nämlich schon lange nicht mehr bei der EnBW, wir sind jetzt bei nem anderen Energieversorgungsunternehmen, weil der Chef die EnBW nämlich nicht mehr leiden kann. Also öffnete der Chef das Briefchen und drinne warn Schreiben, wo drauf stand, dass unser Energieversorgungsunternehmen, wo uns den Strom liefert, uns zum Jahresende den Strom abgestellt hat, weswegen jetzt die EnBW uns den Strom liefern würde, sozusagen als Ersatzversorgung, da die EnBW nämlich der Grundversorger in unserer Gegend sei, der verpflichtet ist, die Ersatzversorgung für höchstens drei Monate zu übernehmen, wenn einem das Energieversorgungsunternehmen, wo normalerweise den Strom liefert, kündigt. Tja, und da war der Chef dann erstma platt! Dabei hatte er noch gar nicht gesehen, zu welchen Preisen uns die EnBW den Strom liefern würde, denn die sogenannte Ersatzversorgung ist so ziemlich die teuerste Versorgung, die es überhaupt gibt. In unserem Fall bedeutete dies, dass die EnBW Preise in Rechnung stellen würde, die ungefähr 300% über dem lagen, was wir ansonsten marktüblich so zahlten. Der Chef schaltete also naturgemäss auf Schnappatmung, telefonierte dann stundenlang mit seinem Anwalt und als er dann langsam wieder runterkam, schaute er sich das Schreiben der EnBW mal n bisschen genauer an. Zunächst einmal wurden dem Leser im Anschreiben etliche Paragraphen von irgendwelchen Gesetzen und Verordnungen, von denen kein Mensch, der sich nicht berufsmässig mit den Untiefen der Energiewirtschaft beschäftigt, jemals etwas gehört hat, um die Ohren geschlagen, die ihm im Einklang mit dem üblichen Behördendeutsch möglichst unverständlich verklickern sollen, dass jetzt VERDAMMTNOCHMA! aufgrund gesetzlicher Vorgaben die EnBW für ihn zuständig ist und die Wucherpreise – in EnBW-Deutsch: „allgemeine Preise“ – aufgrund irgendwelcher gesetzlicher Bestimmungen gefälligst gültig sind. Dann folgen wie gewohnt allerlei Anlagen, die wie immer möglichst umständlich nix erklären, ein engbedruckter Gesetzestext, den niemand kapiert, eine weitere Anlage mit Vertragsdaten des nun gültigen „Vertrages“ mit der EnBW, den der Versorger aufgrund Gesetzesvollmacht einseitig mit uns geschlossen hat, denn der Chef kann sich nicht erinnern, jemals eingewilligt zu haben, sowie noch „Ergänzende Bedingungen“, die man aber auch als Katalog von Massnahmen verstehen kann, welche die EnBW bei Unbotmässigkeiten des Kunden zu verhängen sich selbst ermächtigt. Und da sind dann die angedrohten Mahnkosten von 4 Euro nebst Verzugszinsen für jede erneute schriftliche Zahlungsaufforderung seitens der EnBW noch das geringste Übel, happige 90 Euro werden fällig, wenn ein Beauftragter der EnBW aufgrund “sonstiger Veranlassung“ des Kunden tätig werden muss, um eine Forderung einzuziehen oder eben dem Kunden, wenn er endlich komplett zahlungsunfähig geworden ist, den Strom endgültig abzustellen. Sollte der Kunde aber um Ratenzahlung ersuchen und diese tatsächlich auch von der EnBW gewährt werden, wird hierfür „nach getroffener Vereinbarung“ eine fluffige Bearbeitungsgebühr von immerhin lediglich 17,85 Euro fällig.

Der Grund, warum heutzutage immer mehr Menschen ein solches Schreiben erhalten, so dämmerte es jetzt dem Chef, ist ja nicht dessen seltene Dämlichkeit – von wegen vertragstreu und so – sondern die schlichte und traurige Tatsache, dass immer mehr Menschen ihre Stromrechnung einfach nicht mehr bezahlen können und dann von der EnBW ersatzversorgt werden müssen. Und diese Tatsache, eigentlich an Menschen adressiert zu sein, die sich in wirtschaftlicher Not befinden, atmete dieses Schreiben, so fands jedenfalls der Chef, in ziemlich widerwärtiger Art und Weise, da es so ziemlich nichts unversucht liess, den armen Schluckern, deren Hintern aufgrund irgendwelcher Gesetze und Verordnungen der EnBW sozusagen Frei Haus geliefert worden war, sehr sehr nachdrücklich nahezulegen, BESSER GAR NICHT nachzudenken, BESSER GAR NICHT versuchen zu begreifen, stattdessen einfach nur die Kohle abzudrücken und ansonsten das Maul zu halten.

Und da sagte der Chef: Das ist umso verwunderlicher, handelt es sich doch bei der EnBW, ebenso wie bei den informationellen Grundversorgern des Staatsrundfunks, doch eigentlich um einen volkseigenen Betrieb, der aufgrund des segensreichen Wirkens des politischen Talents Stefan Mappus zur einen Hälfte dem Land Baden-Württemberg, also eigentlich uns, und zur anderen Hälfte baden-württembergischen Landkreisen, mithin also deutschen Gebietskörperschaften, und somit also auch irgendwie uns gehört, weshalb sich im Aufsichtsrat des VEB EnBW, ähnlich wie in den Fernsehräten des VEB Staatsrundfunk, auch einige Persönlichkeiten tummeln, die uns irgendwie vertreten sollen, nämlich die üblichen Verdächtigen aus Wirtschaft, Gewerkschaften und Politik, und im Falle der EnBW mit Silke Krebs eine immer noch einflussreiche Ex-Politikerin, Vertraute von Winfried Kretschmann und jetzt freiberufliche Strategieberaterin, sowie mit Edith Sitzmann, Finanzministerin von Baden-Württemberg, auch zwei Mitglieder der Grünen, also genau jener Partei, die sich derzeit ziemlich viel Mühe gibt, den etwas elitär-versnobten Flair, den diese Partei der moralisch hoch tönenden Besserverdiener nicht nur zuweilen verströmt, etwas zu zerstreuen, indem man seit Neuestem unter anderen auch den Hartzer und dessen Not entdeckt hat und auch ansonsten keine Gelegenheit verstreichen lässt, sich selbst, zumindest verbal und vollkommen ungeachtet der tatsächlichen Folgen der eigenen Politik, wie beispielsweise der energie-ökonomischen Leichenfledderei seitens der EnBW, als politisch „links“ zu positionieren. So wie es eben der grüne Strippenzieher in Teilzeit-Rente, Jürgen Tritten, nicht müde wird, landauf und landab zu verkünden, die Grünen, sagt der immer, sind eine progressive und linke Partei, was ihm tatsächlich immer mehr Menschen glauben, obwohl er ja auch mal verkündet hat, die von ihm mit eingeleitete Förderung der erneuerbaren Energien würde einen durchschnittlichen Haushalt in Deutschland nur rund 1 Euro im Monat kosten – also in etwa so viel wie eine Kugel Eis. Nun weiss ja niemand so genau, wo der Herr Trittin seine monatliche Kugel Eis kauft, aber der durchschnittliche Haushalt in Deutschland könnte mittlerweile für die Kosten, die ihm durch die Förderung erneuerbarer Energien entstanden sind, so um die 300 Kugeln Eis im Jahr kaufen. Ganz zu schweigen von den Gesamtstromkosten, die sich im Verlauf der letzten 15 Jahre fast verdoppelt haben. Und da könnte man ja natürlich sagen, das sei ein lässliches Opfer, welches wir alle zu erbringen hätten auf dem Weg in eine neue bessere Welt. Allerdings gibts ja nicht immer nur einen Weg ins Paradies, manchmal gibts sogar mehrere und darunter vielleicht sogar sozial gerechtere wie den brachialen Weg des „Koste-es-was-es-wolle!”, den der ehemalige Bundesumweltminister Trittin so anno 2000 einschlug, indem er beispielsweise neuen Solaranlagen 50 Cent pro Kilowattstunde gönnte und diesen Wucherpreis auch noch für 20 Jahre garantierte, und den sein Weggefährte und Parteifreund Rainer Baake, welchen sich der damalige SPD-Chef und Bundeswirtschaftsminister Gabriel, der sich wohl ungern in die ermüdende Kärrner- und Detailarbeit der Energiewende vertiefen wollte, denn damit hält sich ein Weltgeist vom Schlage Gabriels natürlich nicht auf, vom grünen Jürgen aufschwatzen liess und sodann mit den Würden eines verbeamteten Staatssekretärs 2014 als Architekt der Energiewende im Bundeswirtschaftsministerium installierte mit dem vom Bundesrechnungshof bereits 2017 attestierten Ergebnis, dass man seitens des Bundeswirtschaftsministeriums bei der Umsetzung der Energiewende unter dem Primat des Umweltschutzes leider die Bezahlbarkeit sowie die Versorgungssicherheit der Energiewende völlig aus den Augen verloren habe.

Und weil schon dieses Joint Venture im Bundeswirtschaftsministerium so schön erfolgreich lief, erweiterte man die inoffizielle kleine Rot-Grüne Koalition innerhalb der offiziellen grossen Schwarz-Roten Koalition des Kabinetts Merkel III (2013-2017) noch n bisschen, indem die SPD in den von ihr geführten Ministerien ausser Rainer Baake noch andere Parteimitglieder und Parteigänger der Grünen mit Schlüsselpositionen betraute, wie zum Beispiel Olaf Flasbarth, der schon unter Trittin 2003 Abteilungsleiter im Umweltministerium war, später dann während der Schwarz-Gelben Koalition als Chef vom Umweltbundesamt überwinterte, um dann 2013 wieder als verbeamteter Staatssekretär im Bundesministerium für Umwelt aufzutauchen. Oder Gerd Billen, ehemaliger Chef des Verbraucherschutzes mit grünem Parteibuch und ab 2013 verbeamteter Staatssekretär für Verbraucherschutz im Bundesjustizministerium. Oder Michael Schroeren, ehemaliger Pressesprecher der Grünen, der ab 2014 die Leitung der Presseabteilung des Bundesumweltministeriums übernahm. Ergänzt wurde dieses inoffizielle rot-grüne Kabinett innerhalb der Grossen Koalition unter einer vor sich hin dödelnden Kanzlerin, die sich auf der vergeblichen Suche nach bedeutenden positiven Hinterlassenschaften ihres Wirkens nur allzu gern den Honig der Klimakanzlerin ums Maul schmieren liess, noch durch eine ausserparlamentarische und nichtstaatliche „Exekutive”, der Deutschen Umwelthilfe, deren Chef, Jürgen Resch, der nicht nur zu fast jedem der Protagonisten dieses inoffiziellen Kabinetts beste und nicht selten seit langen Jahren gewachsene Beziehungen unterhielt, wie beispielsweise zu Rainer Baake, der von 2006 bis 2012 Bundesgeschäftsführer eben jenes Vereins war, sondern auch noch über weitere Kontakte und Telefonnummern in Landes- und Bundesministerien, Bundes- und  Landesbehörden, Rathäusern, Parteizentralen, dem Schloss Bellevue und natürlich zu Jürgen Trittin höchstselbst verfügt.

Wahrscheinlich noch nie zuvor in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland etablierte sich so ein Netzwerk oder ein Konglomerat von Regierungs- und Oppositionspolitikern, Spitzenbeamten, „Aktivisten“, Behörden, Ministerien und NGOs, das mit vorauseilender Unterstützung von Teilen der Medienlandschaft und vorbei an weiten Teilen der schwarzen Hälfte der Grossen Koalition eine fast schon unheimliche sowie gänzlich intransparente Wirkungsmacht entfaltete, da sich die Grenzen zwischen den Funktionen und den Befugnissen von politischen Mandatsträgern, vereidigten Beamten, Lobbyisten und „Aktivisten“ als auch zwischen Regierung und Opposition allmählich auflösten und auf diese Weise zwei vor 20 Jahre initiierte politische Projekte eines einzelnen ehemaligen Bundesministers, der ebenso wie seine Partei bereits seit 2005 nicht mehr in Regierungsverantwortung ist – was ihn aber nicht sonderlich juckt, weil es ihm nämlich herzlich egal ist, wer unter ihm gerade Bundesumweltminister*in ist – bis kurz vor die Vollendung gebracht worden sind.

Und was das alles mit “links” oder “progressiv” zu tun hat, steht im nächsten Teil von “Alles Nazis – ausser Mutti!, der in den nächsten Tagen erscheint.

Kommentieren

Sie müssen angemeldet sein, um kommentieren zu können.