Alles Nazis – ausser Mutti!

Hach… Also. Wie sollen ich das jetzt wieder sagen? Also der Chef hat neulich gesacht, dasser machen kann wasser will, aber die Themen, hatter gesacht, verfolgen ihn regelrecht, da kanner gar nix machen, hatter gesacht. Weil neulich, alser seine gerade begonnene Fernsehkarriere gedanklich beerdigen musste, weiler nämlich gar nicht, wie er vorher dachte, zum Plasberg eingeladen worden war, um den ma zu verklickern, wie der Hase so inner Pflege läuft, sondern stattdessen nur ziemlich unsanft vom SWR, also dem Staatsrundfunk, aufgefordert wurde, jetzt ma endlich und – ruckizucki – seine Fernsehgebühren zu bezahlen, klingelte aufeinma das Telefon und dran warne Mitarbeiterin vom Chef, ne Pflegefachkraft, und fragte, ob sie den Chef ma sprechen könnte, weil sie hätte da son Problemchen. Und das wunderte den Chef dann irgendwie, denn ausgerechnet diese Mitarbeiterin war sozusagen in Personalunion auch noch „Alleinerziehende Mutter“ und gehörte somit zu einem Personenkreis, der sich eigentlich des allergrössten Wohlwollens der Politiker erfreut, weil die sich ja immer in den Talkshows darüber aufregen, welch katastrophalen Folgen die sozialpolitischen Vorschläge der jeweiligen Gegenseite für die alleinerziehenden Mütter hätte: das geht ja gar nicht!, sagen die dann immer, denken sie doch auch an die alleinerziehenden Mütter!, weshalb der Chef dachte, alleinerziehende Mütter können eigentlich gar keine Problemchen haben, so gepampert, wie die vonner Politik sein müssten. Da hatter sich aber geschnitten, der Chef, denn diese alleinerziehende Mutter hatte n ziemliches Problemchen. Wobei ma da erst ma sagen muss, dass diese Pflegefachkraft ein Eigengewächs von uns ist, also bei uns ausgebildet wurde, aber erstmal nach der Ausbildung nicht übernommen wurde, weil der Chef sich wohl dachte, dasses besser is, wenn unser Eigengewächs ma bisschen in die Welt hinausschnuppert, um zu sehen, wie es anderswo so is. Also schnupperte die Pflegefachkraft und alleinerziehende Mutter n bisschen in die Welt hinaus und was es da so wahrnahm, schien leider das zu bestätigen, was unser Chef immer sagt und so ziemlich jedem mit auf dem Weg gibt, der unser trautes Mutterschiff, das Haus Tanneck, verlassen will, um ma ein bisschen in die Welt hinauszuschnuppern und das da lautet: Besser wird’s nich mehr! Also dockte unser Eigengewächs sehr zur Freude des Chefs nach ein paar Monaten des Schnupperns wieder beim Mutterschiff an und offenbarte nun dem Chef am Telefon, dass sie, die alleinerziehende Mutter und Pflegefachkraft, bereits am 10. des Monats aber sowas von total pleite sei und nicht mehr ein und aus wisse. Und da bat der Chef die Pflegefachkraft zum Gespräch und wollte wissen, wassen los ist, woraufhin die Pflegefachkraft und alleinerziehende Mutter, also die echte – nicht die aus den Talkshows – offenbarte, dass sie auch einige ihrer Schnuppermonate bei einem ausserklinischen Intensivpflegedienst verbracht hätte, der ihr nicht wenig Lohn schuldig geblieben wäre und der, noch bevor sie den Anwalt in Stellung bringen konnte, in die Insolvenz gegangen ist, was leider immer wieder geschieht in diesem sehr speziellen Geschäftsfeld der Pflege, der ausserklinischen oder auch häuslichen Intensivpflege, in dem ein ambulanter Pflegedienst zwar sehr viel Geld verdienen kann, das aber leider auch seitens der Politik mit viel zu wenig Kontrolle bedacht worden ist, und deshalb aufgrund dieser unseligen Kombination – sehr viel Geld und wenig Kontrolle – zuverlässig auch immer eine bestimmte Sorte Hallodris und Glücksritter anzieht, die flugs einen ausserklinischen Intensivpflegedienst gründen, um nach den ersten selbstverdienten Euros dann aber regelmässig dem Grössenwahn zu verfallen und ihr noch junges Start up sodann gründlich gegen die Wand zu fahren. Die Sache mit dem ausgebliebenen Lohn hätte sie aber schon noch hinbekommen, sagte unser Eigengewächs, denn sie hatte ja jetzt n neuen Job, aber dann sei da noch was anderes dazu gekommen. Und da frage der Chef, ja was denn? Und da sagte die Pflegefachkraft, dass vorn paar Monaten ihr Fernseher kaputtgegangen sei und sie beschlossen habe, keinen neuen mehr zu kaufen und sie deshalb auch der GEZ einen Brief geschrieben hätte, indem sinngemäss ungefähr drinne gestanden habe: “Sehr geehrte GEZ, hiermit kündige ich meine Mitgliedschaft in Ihrem Verein, weil mein Fernseher is nämlich kaputt. Mit freundlichen Grüssen, Ihre Susi.” Es seien dann in der Folge immer mal wieder n paar Briefchen von der GEZ gekommen, die sie – in der Annahme, ordnungsgemäß gekündigt zu haben – aber zerschnippselt und in die Altpapiertonne geschmissen hätte, weshalb sie aus allen Wolken gefallen sei, als die Bank ihre EC-Karte einzog und das Konto sperrte, da die GEZ oder vielmehr der SWR, als dessen örtliche „Nachfolgeorganisation”, zwischenzeitlich einen Vollstreckungsbescheid über – inklusive Mahngebühren – 1.800 Euro erwirkt hatte. Daraufhin klemmte die alleinerziehenden Mutter sich panisch ans Telefon, rief beim SWR an, schilderte ihre persönliche Situation, bittete, bettelte, flehte und zeterte, bot völlig verzweifelt Vergleich, Stundung und Ratenzahlung an. Es half aber alles nix, denn der SWR bestand weiterhin und bretthart auf der sofortigen Vollstreckung.

Und da erinnerte sich der Chef, dasses noch gar nicht so lange her is, als er eines Sonntagsfrüh, es muss so gegen 3 Uhr gewesen sein, in seinem Sessel sitzend mal wieder vorm laufenden Fernseher aufgewacht ist, über dessen Bildschirm leicht bekleidete sehnige Männer flimmerten, die entlang einer Strasse joggten. Der Chef brauchte dann ein Weilchen, bis er endlich kapierte, dasser keine der üblichen Konserven sah sondern vielmehr Zeuge einer Live-Berichterstattung war. Ausserdem dämmerte ihm allmählich, dass es sich bei den Sportereignis, welches das ZDF staatsrundfunkte, wohl um den Ironman Hawaii handeln müsse, anlässlich dessen die üblichen profilneurotischen Super-Egos stundenlang schwimmen, radfahren und laufen. Und mit profilneurotischen Super-Egos kennt sich unser Chef ja bestens aus, hatte er doch seinerzeit unbedingt an dem Ötztaler Radmarathon teilnehmen müssen, eine Erfahrung über die der Chef anders als so manch anderer Blogger, der selbst die Überquerung eines läppischen bayerischen Voralpenpasses publizistisch als athletische Grosstat feiert, aber eher ungern redet, vielleicht auch, weil er damals in der Aufregung vergessen hatte, sich seine Kippen in die Trikottasche zu stecken, was er aber erst unterwegs merkte und deshalb gezwungen war, 14 Stunden lang über 238 km und 5500 Höhenmeter auf Nikotinentzug zu radeln. BOOOAAAH – hatte der eine Laune, als er endlich und kurz vorm Besenwagen übern Zielstrich rollte. Aber lassen wir das lieber… Jedenfalls betrachtete der Chef live seine ehemaligen Kollegen im Geiste, die am anderen Ende der Welt herausfinden wollten, wer von ihnen die dicksten Eier hat, und befand ziemlich schnell, dass das Ganze eine ziemlich langweilige Veranstaltung sei, da das Teilnehmerfeld in der finalen Joggingphase durch die vorangegangenen Plansch- und Radelphasen schon sehr sehr weit auseinandergezogen war, sodass eigentlich ein jeder der Triathleten an der Spitze ziemlich für sich alleine eine flache, landschaftlich reizlose Strasse entlang rannte. Überholungen waren somit sehr rar gesät und zudem aufgrund der individuellen Durchschnittsgeschwindigkeiten der Athleten fast sekundengenau vorhersagbar. Und gerade als sich der Chef fragte, warum das ZDF so einen Käse, welcher und zudem zu dieser Nachtzeit nur für eine Handvoll HardCore-Triathlonfans von Interesse sein konnte, und das ist wohl ein eher überschaubares Völkchen, live im Fernsehen staatsrundfunkte anstatt ihn im Internet zu streamen, kam auf seiner Mattscheibe aufeima der Kommentator der ganzen Angelegenheit ins Bild, von dem der Chef bis dahin angenommen hatte, er sitze in Mainz und kommentiere von dort aus die Bilder, welche ihm das US-Fernsehen sozusagen übern Satelliten liefert, aber da hatter sich wieder ma geschnitten, der Chef, denn tatsächlich war der Kommentator – na klar – nicht in Mainz sonnern vor Ort, auf Hawaii! Und mit ihm vor Ort waren noch sein Co-Kommentator und sein Moderator und dann noch mindestens drei Kameramänner und wahrscheinlich noch mehr technisches Personal mitsamt Ausrüstung, welches vom ZDF auf Kosten der Gebührenzahler einmal um die Welt und zurück gekarrt worden ist, um spät in der Nacht live ein Sportereignis zu staatsrundfunken, das zuhause eigentlich fast niemanden interessierte. Und weil man sich für das Staatsrundfunken eines solchen epochalen Grossereignisses natürlich auch n bisschen vorbereiten muss, war die ZDF-Reisegruppe schon eine Woche früher an der Bucht von Kailua-Kona am Start, um im Rahmen der „Vorfeldberichterstattung“ für das Grossereignis jeden Tag ein paar lästige Alibi-Filmschnipsel fürs Morgenmagazin zu liefern, was so lästig dann aber auch nicht war, denn aufgrund der Zeitverschiebung waren die Alibi-Filmschnipsel erst um 20 Uhr hawaiianischer Ortszeit fällig, was der ZDF-Reisegruppe also genug Zeit füüüüüüür… äähh… den interkulturellen Austausch liess.

Tja, und damit is ja ma klar, dass der SWR sich nicht durch Bitten, Betteln, Zetern und Flehen einer alleinerziehenden Mutter erweichen lassen konnte, weil die doch jeden Cent brauchen, um ihrm persönlichen Bildungsauftrag voll umfänglich nachkommen zu können, weshalb der momentane ARD-Chef-Fuzzi Wilhelm, ehemaliger Regierungssprecher vom Hosenanzug und jetzt irgendwie Chef von der Anstalt, die sich den Informationsauftrag für die Hawaii-Sause jährlich abwechselnd mit der ZDF-Reisegruppe teilt und welche unter anderem eine nervenzerfetzende Reportage mit Frank Elster staatsrundfunkte, die den Alt-Star mitsamt Filmcrew auf irgendner australischen Koala-Aufzuchtstation zeigt, und die allen Ernstes mit den folgenden Sätzen vom SWR beworben wurde: „Australien ist eines der wenigen Länder, das Frank Elstner bisher noch nicht bereist hat. Für die SWR-Dokumentation „Elstners Reisen“ war er zusammen mit seinem Freund, dem Biologen Matthias Reinschmidt, drei Wochen an der wilden Ostküste des fünften Kontinents unterwegs.“, auch neulich verlautbarte, dass der Rundfunkbeitrag unbedingt steigen müsse, da dem Staatsrundfunk sonst drei Milliarden fehlen würden, die sie andernfalls im Programm, also auch an den Reisekosten, einsparen müssten.

Und da kann man sich jetzt natürlich streiten, sagte der Chef, ob das nicht n bisschen naiv gewesen is von der alleinerziehenden Mutter, einfach die Briefe vom SWR zu verschnippseln und in die Altpapiertonne zu wuchten, ohne sie zu lesen, weil wennse die gelesen hätte, wärs ja vielleicht nicht so weit gekommen, dass der SWR mit seinem Vollstreckungsbescheid die Bank veranlasst hätte, einer alleinerziehenden Mutter bereits am 10. des Monats die EC-Karte abzuknöpfen und das Konto zu sperren. Allerdings, sagte der Chef, hat sone alleinerziehende Mutter auch einiges um die Ohren, zumal wenn sie sich in schon etwas fortgeschrittenem Alter aufmacht, nochmal ne Ausbildung beginnt, diese auch durchzieht und erfolgreich abschliesst. Und das im Schichtdienst! Da kanns dann schon mal sein, dass frau ihre Aufmerksamkeit ein wenig dosieren muss, als so nach Priotäten oder so, und sie deshalb vielleicht auch nicht auf dem Schirm hatte, dass son Professor aus Heidelberg sich ne blödsinnig sophistische Begründung aus den Fingern gesogen hat, um diversen öffentlich-rechtlichen Reisegruppen eine Gratis-Traumreise nach der anneren zu ermöglichen, zu deren Alibi-Legitimierung sie dann zu jeder Tages- und Nachtzeit auch noch völlig sinnfreien Mist in die Gegend ausstrahlen. Weshalb die Naivität der alleinerziehenden Mutter in Unkenntnis der blödsinnig sophistischen Begründung im Kern eigentlich darin bestanden habe, so meints jedenfalls der Chef, zu glauben, sie müsse nur das bezahlen, was sie auch tatsächlich nutzt oder zumindest nutzen kann, was ja aber nicht ging, weil der Fernseher kaputt war. Und dieser Glaube oder die Erwartung, nur das zu bezahlen, was man auch in Anspruch nimmt, sagt der Chef, is eigentlich aber gar nicht naiv, sondern vielmehr total normal. Das Problem an dieser Normalität is aber nur, so meints jedenfalls der Chef, dass, wenn jetzt jeder total normal is und nur das bezahlt, was er nutzen will oder nutzen kann, die nächste ZDF-Reisegruppe leider nur bis höchstens nach Mallorca kommt und Frank Elstner mit seinem Kumpel vielleicht die wilde Ostküste des Müritzsees erkundet. Und weil das viel weniger spassig ist als Hawaii und Australien, musste eben eine neue Normalität her. Aber die Etablierung einer neuen Normalität is numa ne ziemlich knifflige Angelegenheit, also hirnten sie beim Staatsrundfunk, wie sie uns, den Doofbratzen, beibringen könnten, dass wir für völlig sinnfrei in die Gegend ausgestrahlten Mist zahlen sollen, den wir weder sehen wollen oder sehen können. Und schlussendlich behalfense sich dann mit nem uralten Trick, dem sogenannten Papsthut-Trick, sagt jedenfalls der Chef, sie engagierten den Professor aus Heidelberg, der zudem auch noch n ehemaliger Verfassungsrichter war, und setzten sich damit son seltsamen Papsthut auf, der seinen Träger erstens grösser macht alser wirklich ist und zweitens irgendwie mit einer höheren Aura und dadurch mit Autorität versieht. Indem sie also den Professor engagierten, damit der sich ne neue und blödsinnig sophistische Normalität aus den Fingern saugt, wollten sie den Doofbratzen, also uns, eigentlich verklickern, dass Gegenwehr völlig zwecklos sei, da diese neue Normalität gar nicht blödsinnig sophistisch sein könnte, sondern vielmehr und erstens weise, da der Professor schliesslich Professor sei, und sich das uralte Fehlurteil, Professoren seien immer und in Gänze weise, leider immer noch und in viel zu vielen Hirnen festgefressen hat, und zweitens auch noch gerecht sein müsste, da eben dieser Professor auch mal ne Zeitlang Verfassungsrichter war.

Der Professor hatte also, so siehts jedenfalls der Chef, tatsächlich nen doppelten Papsthut auf und da war die verschwurbelte Begründung für diese neue supi weise und gerechte Normalität eigentlich fast schon egal, weil allein das Engagement des Professors die Botschaft war, die uns Doofbratzen sehr sehr nachdrücklich nahelegte, BESSER GAR NICHT nachzudenken, BESSER GAR NICHT versuchen zu begreifen, stattdessen einfach nur die Kohle abzudrücken und ansonsten das Maul zu halten.

Hachja, und weil der alte Papsthut-Trick gerade in Deutschland besonders gut funktioniert, auch wenn wir nicht alle SED.. äääh CDU-Mitglieder sind, hatten wir auf einma eine neue TOTAL normale Normalität, die irgendner höheren Sache dienen soll, die ich zwar immer noch nicht kapiert hab, und für die es aber irgendwie dringend notwendig ist, der ZDF-Reisegruppe n Hawaii-Urlaub zu spendieren.

“Alles Nazis – ausser Mutti!” ist der erste Teil der neuen Textreihe der reformpflege, welche demnächst fortgesetzt wird.

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