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Nun könnte man natürlich schreiben: Das kommt ja wie gerufen! Aber fast 9000 Fälle von Magen-Darm-Erkrankungen von Kindern und Jugendlichen sind natürlich nicht witzig und sollten auch kein Anlass für kleinliche Rechthaberei sein. Aber vielleicht zum Nachdenken, denn dieser Artikel hat natürlich Recht: 2 Euro 10 für ein Mittagessen, wenn auch für eine kleinere Kindergarten-Portion, sind natürlich nicht ausreichend, um gut, gesund als auch profitabel zu kochen. Zumindest gilt das für kleinere Küchen. Aber das ist nun einmal der Marktpreis, und der wird von den Konzernküchen diktiert. Wenn also kleinere Küchen – so wie wir – noch gut, frisch, gesund und für diese mickrigen Marktpreise für die örtlichen Kindergärten kochen, so machen sie das nicht selten aus einem Verantwortungsgefühl gegenüber dem Gemeinwesen heraus (also eigentlich aus Marketinggründen).

Was in dem Artikel leider nicht zur Sprache kommt, ist die Tatsache, dass die EU-Verordnungen, welche die kleinen Metzgereien plattmachen sollen (reformpflege berichtete an anderer Stelle), auch einige Gemeinheiten für diese kleinen Küchen enthielten, da diese, sobald sie einen gewissen Prozentsatz (Wohlgemerkt: Prozentsatz, das können 10 oder 900 Essen sein) der täglich gekochten Portionen nach ausserhalb liefern, also nicht alle Portionen im Pflegeheim verzehrt werden, eine EU-Zulassung beantragen müssen. Um diese EU-Zulassung erhalten zu können, also weiterhin für ausserhalb kochen zu dürfen, sind umfangreiche Baumassnahmen notwendig, welche diese Küchen – etwas zugespitzt formuliert – in Hochsicherheitslabore verwandeln würde. Es ist natürlich vollkommen unbeabsichtigt, dass die geforderten Umbaumassnahmen für die kleineren Küchen nicht zu finanzieren sind – schon gar nicht bei den von den Konzernküchen diktierten Marktpreisen (und dem vom Staat diktierten vollen Mehrwertsteuersatz von 19%). Es entbehrt deshalb nicht einer gewissen Komik, dass den Viren, Baktieren oder was auch immer die bisher grösste durch Lebensmittel ausgelöste Krankheitswelle in der Bundesrepublik verursacht haben, die Hygienemassnahmen der Eu-zugelassenen Sodexo-Grossküchen, die ja fast ausschliesslich nach ausserhalb liefern, anscheinend herzlich egal gewesen sind.

Wo Menschen arbeiten, geschehen Fehler, und natürlich bieten auch kleinere Küchen, die jeden Tag frisch kochen, heiss ausliefern und dazu nur wenige Kilometer weit fahren, keine absolute Sicherheit. Wenn das Kind dann aber doch einmal in den Brunnen gefallen ist, sitzen wenigstens nicht 9000 auf dem Klo sondern nur ein paar Dutzende.

Wie wird die Politik jetzt reagieren? Sie wird sehr wahrscheinlich reagieren wie immer. Sie wird die Hygienemassnahmen noch einmal verschärfen, umfangreiche Auflagen machen, die für die kleinen Küchen nur schwer bis gar nicht zu finanzieren sind, was dazu führt, dass viele kleinere Küchen die Kochlöffel strecken und den Grossküchen neue Kunden zugeführt werden.

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